Aus: Bote vom Untermain, Ausgabe Dienstag, 26. April 2005

Nuancenreich schmelzend

Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Amorbach - Erlesenes Programm
Amorbach. Kaum zu glauben, dass Joseph Haydn die Noten zu dem schmissigen und gut ins Ohr gehenden Marsch "Prince Of Wales" geschrieben hat, ist er doch ein Klassiker per exellence. Die übrigens vorzügliche Wiedergabe der dem englischen Thronfolger gewidmeten Tondichtung übernahm der Musikverein Rüdenau als gern gesehener Gast bei dem diesjährigen traditionellen Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Amorbach in der Aula der dortigen Grundschule.

Während der Amorbacher Dirigent Hubert Morawetz bei dem insgesamt sehr erlesenen Programm mehr der Klassik den Vorzug gab, erfreuten die Rüdenauer unter Alberto Herkert und Moderator Paul Kern vor allem mit gehobener Unterhaltung, wie Karl Pfortners Ouvertüre "Hobby Time", welche die 26 Damen und Herren frisch, übermütig, farbig und nuancenreich präsentierten. Auffallend die Holzbläser - Querflöten mit Monika Leiblein und Klarinetten - die mit ihrem intonationsreinen, warmen und homogenen Klang ihrem Ensemble mit das Profil gaben.

So durften auch solche "Oldies" wie "Don't Cry For Me Argentina" aus Andrew Lloyd Webbers Musical "Evita" und "El Condor Pasa" von A.Robles nicht fehlen, die bei dem mitgehenden Auditorium Begeisterung auslösten. Der spanische Paso Doble "Pepe" war temperamentvoll und leidenschaftlich gehalten, während der Konzertwalzer "über den Wellen" von Juventino Rosas mehr musikalische Würde ausstrahlte, aber trotzdem ein wenig in die Beine ging.

Erinnerungen an eine deutsch-tschechische Grenzstadt löste der fesche Marsch "Gruß an Eger" (Georg Stich) aus. Die Amorbacher Stadtkapelle leitete ihren Teil mit dem "Hymnus Festalis" von Klaus Ammann feierlich ein, überraschte mit der anspruchsvollen Melodienfolge "Große Werke der Romantik", deren Auswahl vor allem Johannes Brahms (Ungarischer Tanz), Friedrich Smetana (Mein Vaterland), Peter Tschaikowsky und Franz Liszt nach einer Bearbeitung von Thorsten Reinau galt. Hier kamen Morawetz sein vorzügliches Blech und besonders der bestechende Wohlklang der Hörner zu Gute. Doch Holzbläser könnte er bestimmt noch ein paar gebrauchen.

Moderator Bernhard Springer deutete kleinere Nachwuchsprobleme dezent mit entsprechend machbaren Abhilfevorschlägen an. Auch das Potpourri zu Giuseppe Verdis Opern Aida und Nabucco mit Triumphmarsch und Gefangenenchor fand kaum geringeren Beifall. Der herrliche Ohrwurm "Only You" ließ Alt und Jung gleichermaßen dahinschemlzen.

Die Amorbacher haben aber auch das Spielen von Märschen noch nicht verlernt. Beweis: "Der alte Dessauer" mit Solist Christoph Schwab, dem noch nachträglich einer Urkunde für seine bestandene C1- Prüfung von Bernhard Springer überreicht wurde, und der Konzertmarsch "Die Sonne geht auf". Daniel Morawetz zeigte bei seinem hochkarätigen Solo in "Klostermanns Meistertrommler" von Franz Watz, dass er auf bestem Wege ist, ein solcher einmal zu werden. Mehrere Zugaben waren der Dank für die Treue und Beharrlichkeit des Publikums. (Wolfgang Tulaszewski)

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