Aus: Bote vom Untermain, Ausgabe Dienstag, 22. März 2005

Dem Frühling das Tor geöffnet


Rüdenau. Für Frühlingsgefühle hat die Musikkapelle Rüdenau mit schwungvollen Melodien am Samstag im vollbesetzten »Stern-Saal« gesorgt. Zwei Stunden lang präsentierte sie eine gute Mischung abwechslungsreicher konzertanter Instrumentalliteratur. Auch die Jungmusiker stellten vor großem Publikum ihr Können unter Beweis. Es war Blasmusik, die differenzierte Interpretation, ungebremste Spielfreude und hohes technisches Niveau sowie einen frischen, harmonischen Gesamtklang erkennen ließ.

Beeindruckend ist die Tatsache, dass es in der kleinen Gemeinde eine eigene Kapelle mit der stattlichen Zahl von 35 Musikerinnen und Musikern gibt, die auch schwierige Aufgaben unter der Leitung ihres einfühlsamen Dirigenten Alberto Herkert ohne erkennbare Probleme meistert. Offensichtlich hat auch das staatliche Dirigentendiplom, mit dem der musikalische Leiter jüngst ausgezeichnet wurde, einen weiteren Motivationsschub bei seinen Instrumentalisten ausgelöst.

Das Orchester spielte zehn anspruchsvolle und effektvolle Kompositionen, die allesamt temperamentvoll und mitreißend das Publikum begeisterten. Mit Trommelwirbel und sauberen Trompetenklängen in dem die übrigen Register einstimmten, wurde das Tor zum Frühjahr vom Orchester zum Auftakt mit dem festlichen »Hymnus Festalis» von Klaus Ammann und der dynamischen Ouvertüre »Hobby-Time« weit geöffnet. Ganz nach dem Geschmack der Zuhörer hatte der Dirigent aus dem »Hofkonzert von Johann Strauss Sohn«, ein konzertantes Medley mit bekannten Melodien ausgewählt. Das von Fratz Watz arrangierte Werk verlangte dem Orchester mit Stücken wie der Annen-Polka, Wiener Blut, Rosen aus dem Süden oder dem Radetzky Marsch viel Einfühlungsvermögen ab.

Eine Hommage an die Musik von Robert Stolz war der Satz »Vor meinem Vaterhaus« nach einer Bearbeitung von Hans Kolditz, mit der gelungenen Verzierung des Trompetensolos von Daniel Heckmann und Stefan Lebküchner. Ungebremste Spielfreude auf hohem Niveau ließ das Orchester bei dem flotten Satz »Wo die Wolga fließt« mit bekannten russischen Melodien erkennen. Dazu gehörten Dr. Schiwago, Kalinka, der Säbeltanz oder das Einsame Glöcklein.

Auch die Jungmusiker - seit September vergangenen Jahres sind die zwölf Mädchen und Buben unter der Leitung von Monika Jordan dabei - gaben Kostproben ihres Könnens. Ordentlich wurden Stücke wie das amerikanische Volkslied »Up on a housetop«, die fernöstliche Weise »Sakura, Sakura« und der karibische »Banananboot-Song« intoniert. Dass sich die Jungmusiker auf dem richtigen Weg befinden, wurde mit sauberen Saxophonklängen bei dem afrikanischen Spiritual »Kumbaya, My Lord« und dem flotten Marsch »School Spirit« deutlich.




Der zweite Teil des Konzertabends war zunächst der klassischen Blasmusik mit dem »Gruß aus Eger« gewidmet. Aus dem Reportoire der Scherzacher Blasmusik hatte der Dirigent die Polka »Böhmischer Traum« als typische Tanz- und Unterhaltungsmusik bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts ausgewählt. In der Folge stellte das Orchester seine exzellente Spielfreude mit der kontrastreichen konzertanten Fantasie »Stephen Forster in Concert« unter Beweis. Dabei verstanden es die Register wie Querflöten, Saxophone und Klarinetten bei »Sonny River« oder »Oh Susanna« zu beeindrucken.

Effektvoller Schluss des Programms, durch das mit viel Sachkenntnis Paul Kern führte, war der »Colonel Bogey March« aus »Die Brücke am Kwai«. Diese eingängige, 1914 komponierte Marschmelodie wurde vom Orchester harmonisch umgesetzt. Die mit lange anhaltendem Beifall geforderte Zugabe ließ ein rundum begeistertes Publikum zurück. Manfred Seemann


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